Zukunftsforum der EUREGIO EGRENSIS
Die diesjährige Jahreskonferenz der EUREGIO EGRENSIS fand in einem neuen Format in Plauen statt.
Im Mittelpunkt der Konferenz standen nicht nur die Statements der drei EE-Präsidenten zu aktuellen Vorhaben sondern erstmals drei Fach-Workshops (Panels) die sich mit drei ausgewählten Zukunftsthemen befassen, die für die Entwicklung der Grenzregion in den nächsten Jahren entscheidend sein werden:
Panel 1: Nachhaltige Mobilität und Tourismus
Panel 2: EU-INTERREG Förderung ab 2028
Panel 3: Nachbarsprachen
Die Panels waren hochrangig besetzt mit Fachvertretern aus den Ministerien, Parlamentariern und Vertretern aus dem zivilgesellschaftlichen Bereich und der Verwaltung in der EUREGIO und aus anderen Grenzregionen.
Seit über 30 Jahren wird über zahlreiche Initiativen im Rahmen der EUREGIO EGRENSIS die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Vierländereck Sachsen-Thüringen-Bayern-Böhmen gefördert und entwickelt. Doch mit Sparzwängen bei den Kommunen und Ländern und Fokussierung auf Problemlösungen für globale Krisen seitens der EU darf die Zukunftsfähigkeit der Grenzregion nicht aufs Spiel gesetzt werden!
Wichtige Ziele sind auch nach 30 Jahren noch nicht erreicht und müssen nun endlich angegangen werden, damit sich die Region nachhaltig weiter entwickeln kann. EUREGIO EGRENSIS will aufrütteln und wendet sich mittels einer Zukunftskonferenz in Plauen konkret an Politiker, die die Region in den neu gewählten Parlamenten vertreten.
Zur EUREGIO EGRENSIS - Zukunftskonferenz am 4.4.2025 im Audimax der Dualen Hochschule in Plauen waren folgende Abgeordnete der Parlamente vertreten:
Oliver Schenk, Mitglied des Europäischen Parlaments (für Sachsen), Thomas Schmidt, Stm. a. D., MdL, Vertreter Sachsens beim Ausschuss der Regionen (AdR), Elisabeth Kaiser, MdB (für Ostthüringen), Mathias Weiser, MdB (für den Vogtlandkreis), Heiko Hain, MdB (für Oberfranken, Region Hof und Wunsiedel), Katja Meier, MdL, Stm. a. D (für Region Zwickau), Martin Guillermo-Ramirez, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Europäischer Grenzregionen (AGEG/AEBR)
Zahlreiche weitere Abgeordnete, wie Matthias Ecke (MdEP) und Jörg Schmidt (MdL für Plauen) haben Ihre Unterstützung zugesagt und erhalten die Ergebnisse in schriftlicher Form.
Folgende Punkte werden symbolisch (und auch nachträglich in schriftlicher Form) an die anwesenden und für die Region zuständigen Politiker übergeben:
1. Nachhaltiger Mobilität und Tourismus
Die grenzüberschreitende Schienen-Infrastruktur muss dringend gestärkt werden:
- Elektrifizierung der Sachsen-Franken-Magistrale von Hof in Richtung Nürnberg mit Anbindung der Stadt Cheb über Schirnding, damit wird die Anbindung Westsachsen an den Fernverkehr Richtung Süden wieder möglich!
- Ausbau und Elektrifizierung der Strecke von Plauen nach Cheb – Wirtschaftlicher Güterverkehr auf modernisierten Strecken ist nachhaltig und hilft der Wirtschaft und dem Tourismus in der Grenzregion
- Das EgroNET – Ticket als grenzüberschreitendes Tagesticket muss weiterentwickelt werden. Damit auch Touristen und Pendler von den Angeboten profitieren müssen die Verbindungen verbessert werden, d.h. mehr Züge über die Grenze fahren. Die notwendigen Regionalisierungsmittel müssen für diese zusätzliche finanzielle Belastung den Verkehrsbestellern jedoch auch zusätzlich zu Verfügung gestellt werden!
2. INTERREG – Förderung ab 2028
In der EU gibt es Überlegungen, die Anzahl der europäischen Förderprogramme erheblich zu reduzieren. Dadurch droht eine Zentralisierung der Mittelvergabe, ohne direkte Einbindung der konkreten Bedarfe der Zielregionen.
- Die EU-Förderung grenzüberschreitender Projekte über INTERREG hat sich bewährt. Die Regionen können weitgehend selbst festlegen, wie die Mittel eingesetzt werden, je nach regionalen Schwerpunkten. Dieses Instrument wurde in den zurückliegenden EU-Förderperioden mit Vereinfachungen und Abbau bürokratischer Hürden attraktiver ausgestaltet. Eine zentrale Mittelvergabe über die Bundesregierung wird nicht befürwortet!
- Die Mittel für die Kleinprojektefonds, die Gelder direkt an Kommunen und Vereine unter der Verwaltung der Euroregionen ermöglicht, sollten weiter in bewährter Weise zur Verfügung stehen!
- Für die Kleinprojektefonds, die auf kleine Kommunen und auf die Vereine ausgerichtet sind, sollte eine Mittelvorauszahlung geschaffen werden, Vorfinanzierung über ein halbes Jahr und mehr übersteigen oft die Leistungsfähigkeit der Vereine.
3. Nachbarsprachen Tschechisch und Deutsch
Es besteht Einigkeit darüber, dass die Kenntnis der Sprache des unmittelbaren Nachbarn hinter der Grenze maßgeblich dafür ist, die grenzüberschreitenden Besziehungen intensiver leben zu können und Vertrauen zur fördern. Leider besteht in der Region immer noch eine Sprachbarriere. Die EUREGIO EGRENSIS bietet seit vielen Jahren Sprachanimationen in Kindergärten und Schulen an, und ist mit dem Projekt „Nachbarsprache von Anfang an“ in grenznahen Kitas mit einem „Sprachbad“-Angebot (Immersionsmethode) unterwegs. Die Kinder „saugen“ die Sprache auf und überraschen auch ihre Eltern mit ungeahnten Kommunikationsfähigkeiten. Doch leider ist die weitere Beschäftigung mit der Nachbarsprache nur selten möglich – in den Grund- und weiterführenden Schulen (von einzelnen Ausnahmen abgesehen) fehlen Angebote, das Gelernte zu festigen und weiterzuentwickeln. -> Der Erwerb der Nachbarsprache sollte von klein auf ein wesentliches Element des Lebens im deutsch-tschechischen Grenzraum sein. 3 Punkte sollen helfen:
- Stabile Rahmenbedingungen schaffen für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit: Best practise: Die deutsch-polnische Zusammenarbeit hat im Bundesland Brandenburg Verfassungsrang und bietet damit eine stabile Basis für alle Akteure!
- Begreifen der Nachbarsprache als Standortfaktor in der Grenzregion -> „Nachbarsprache ist keine Fremdsprache“ und sollte deshalb eine besondere Beachtung finden und den Grenzraum zukunftsfähig zu machen – nur auf Englisch und neuerdings KI zu setzen kann keine Lösung sein, sie ersetzen nicht das vertrauensvolle Gespräch der Menschen untereinander!
- Verstetigung von bestehenden Nachbarsprachangeboten -> „Nachbarsprache ist kein Projekt“ 1. Erreichtes erhalten und ausbauen! Für die Kitas mit bestehendem Sprachbad-Angebot müssen die Voraussetzungen geschaffen werden, dass auch nach Projektende; 2. Ermöglichen einer „Sonderbildungszone“ in der D-CZ Grenzregion. Damit könnten der speziellen Bedürfnisse der Grenzregion Rechnung getragen werden und besondere Rahmenbedingungen für dauerhafte Integration der Nachbarsprache.
-
daroPix/ David Rötzschke © daroPix/ David Rötzschke
-
daroPix/ David Rötzschke © daroPix/ David Rötzschke
-
daroPix/ David Rötzschke © daroPix/ David Rötzschke
Wir bedanken uns beim Auswärtigen Amt für die fachliche als auch organisatorische Unterstützung und Beratung.